gianna zanafredi
materia memoria annuncio
7 - 20. oktober 2022
spazioarte ziegt vom 7. bis 20. Oktober eine Auswahl neverer Werke der in Parma lebenden Malerin Gianna Zanafredi.
Gianna Zanafredi ist in Casalmaggiore, einer kleinen Stadt am Fluss Po in der Provinz Cremona, geboren und aufgewachsen. Nach dem Studium der Soziologie an der Universität Trento besucht sie in späteren Jahren das Kunstinstitut Paolo Toschi in Parma. Seitdem wohnt sie in dieser Stadt und hat dort ihr Atelier.
Im Laufe der letzten 20 Jahre sind ihre Werke in mehreren Einzel- und Gruppenausstellungen gezeigt worden, unter anderem in Parma, Paris, Prag, auf der Biennale von Venedig (2011) und in Chicago auf der International Biennal of Contemporary Art im Zhou Brothers Art Center (2013).
Die folgenden, übersetzten Abschnitte eines Interviews aus dem Buch von Piero Del Giudice, 'Materia memoria annuncio. L'opera di Gianna Zanafredi', Mantova 2017, liefern Informationen über die Autorin und Eindrücke über die Maltechnik, Themen und Poetik in ihrem Werk.
"Als ich 1993 mit der Kunstschule begann, hatte ich berets einige Erfahrungen hinter mir: Soziologiestudium, Heirat, Mutterschaft, Scheidung. (...). Ich hatte keine Kenntnisse der Kunst und hatte nie einen Bleistift in der Hand gehalten. Mit manchem Lehrer geriet ich bald aneinander. Ich sollte Obiekte nachzeichnen: Flaschen, Gipsskulpturen, einen Schuh….. Ich fing aber gleich mit dem Informellen an und male noch heute abstrakt. Die Künstler:innen, die mich Interessierten, waren Rauschenberg, Rothko, Pollock, Tápies, Künstler der 50er Jahre. Es gab aber keinen, der mich besonders inspirierte. Ich könnte nicht sagen, wer mir am nächsten liegt. Unter den Italienern sicherlich Alberto Burri."
"Ich bereite den Leinwandgrund mit einer Spachtelmasse aus Gips, Leim und manchmal Sand und Holzstreifen vor. Ich mag keine glatte Oberfläche, sondern eine raue und bewegte, die sich einritzen und verändern lässt. Diese Basis setzt sich oft aus mehreren Schichten zusammen. (...) Auf dem so aus verschiedener Materie gebildeten Grund arbeite ich mit Schwämmen, mit den Händen, mit Spachteln und für Retuschen mit kleinen Pinseln. Nachdem das Skelett, die Struktur der Materie komplett ausgetrocknet ist, operiere ich mit den Farben. Zunächst eine weiße Basis aus Acryl, dann sehr verdünnte Ölfarben. Zuletzt Bitumen, verdünnt oder unverdünnt, durch ein Sieb gegossen. Danach entferne ich die Flecken, oder belasse sie und kratze, bis die Arbeit meiner Idee entspricht".
"Ich entwickle meine Bilder ausgehend von einer anfänglichen Idee. Im Verlauf der Arbeit vermischen sich mit dieser Idee neue Gedanken und andere Figuren. (...) Ich zeichne auf einem Blatt vorbereitende, sehr einfache Skizzen mit wenigen Strichen und füge Anmerkungen hinzu. Ich folge dabei einem Gedanken, einer Idee. Aber die Leinwand ist mehr Praxis als Idee, das Bild erscheint während der Arbeit mit den Händen und mit den Farben. Die anfängliche Idee ist da, aber nur als Intention. Sie verändert sich, nimmt Formen an, wird Figuration."
"Die Materie in meinen Bildern ist Leben, Geschichte, Staub, Erde, Wasser und Landschaft. Begrenzte Landschaft, ohne weiten Horizont. Abgekratzte, verwitterte Mauern - mit Spuren und Zeichen derienigen, die in diesen Häuser gelebt haben. (...) Das Bild weist auf eine Dimension jenseits des Ortes, der Wurzeln hin. auf der Suche nach einem universellen Sinn".